in Buttenwiesen

Neben Binswangen entwickelte sich auch in Buttenwiesen eine stattliche Judengemeinde.

Seit 1571 ist diese jüdische Gemeinde nachweisbar. Die erste Synagoge wurde ca. 1700 errichtet. Nachdem sie bei einem Wohnhausbrand stark beschädigt wurde, entstand 1856/57 ein Neubau im neomaurischen Stil.

Die feierliche Einweihung der neuen Synagoge stellt einen der Höhepunkte der jüdischen Geschichte Buttenwiesens dar. Zu diesem Zeitpunkt bekannte sich fast die Hälfte aller Einwohner zum jüdischen Glauben. Die Israeliten waren in der zweiten Hälfte des 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts gut in das Dorfleben integriert.

Synagoge ca. 1910 (Foto: Gemeindearchiv Buttenwiesen)

Wie in fast alle anderen Synagogen in Deutschland wurde in der Reichspogromnacht 1938 auch das Buttenwiesener Gotteshaus geschändet. Ein SA-Rollkommando aus Augsburg plünderte die Synagoge.

1942 lebten nur noch 40 Israeliten in Buttenwiesen, wovon 37 am 1. April 1942 in das Zwangsghetto Piaski (Polen) deportiert und dort oder in einem der Vernichtungslager ermordet wurden. Die restlichen drei Buttenwiesener Juden wurden am 29./30. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort kamen Elias Lammfromm und Fanny Reiter zu Tode. Thekla Lammfromm überlebte als einzige deportierte Buttenwiesener Jüdin den Holocaust.

Nach Kriegsende kehrten keine Juden mehr nach Buttenwiesen zurück.

1950 erwarb die Gemeinde Buttenwiesen die ehemalige Synagoge und es erfolgte der Umbau zur Volksschule, wobei innen und außen alle Gestaltungselemente der Synagoge entfernt wurden. Von 1953 bis 1994 wurde das Gebäude als Schule genutzt. Durch Nischen und Markierungen auf dem Außenputz sind seit 1988 Portale und Fenster der ehemaligen Synagoge kenntlich gemacht.

Die ehemalige Synagoge ist ein Teil des überregional bedeutenden jüdischen Ensembles Buttenwiesen. Unmittelbar daneben befinden sich der jüdische Friedhof sowie das ehemalige Ritualbad (Mikwe). Im Inneren dieses begehbaren Denkmals befindet sich seit 2019 eine Ausstellung, im Außenbereich erläutern Informationstafeln die herausragende kulturgeschichtliche Bedeutung des Gebäudeensembles.  

Begehbares Denkmal Mikwe Buttenwiesen (Foto: Richard Drexler)

Öffnungszeiten des Begehbaren Denkmals Mikwe Buttenwiesen

letzter Sonntag des Monats, 14 bis 17 Uhr (Dezember bis Februar geschlossen)

Kontakt und Terminvereinbarung für Führungen:

Gemeinde Buttenwiesen (Dr. Johannes Mordstein, Gemeindearchivar; Bernhard Hof, Beauftragter für jüdisches Erbe und Erinnerungskultur)
Telefon 08274 999913, E-Mail: bernhard.hof@buttenwiesen.de und johannes.mordstein@buttenwiesen.de

Synagoge im aktuellen Zustand (Foto: Gemeindearchiv Buttenwiesen)