Bau- und Blütezeit
Wann die erste Synagoge in Binswangen errichtet wurde, ist nicht bekannt. Auf einem Dorfplan aus dem Jahre 1750 des österreichischen Obristen Kolleffel ist sie jedoch schon eingezeichnet.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war dieses Gotteshaus zu klein geworden. Maurermeister Christa aus Zusamaltheim wurde 1835 mit dem Bau einer neuen Synagoge beauftragt. Die Baukosten beliefen sich auf 8.000 Gulden. Zu dieser Zeit lebten in Binswangen 68 jüdische Familien mit 400 Personen.
Als Vorbild für das Bauwerk in Binswangen diente die Synagoge in Ingenheim, jetzt Billigheim-Ingenheim (Landkreis Südliche Weinstrasse, Bundesland Rheinland-Pfalz). Dort begegnet uns zum ersten Mal im Synagogenbau das maurische Motiv des Hufeisenbogens in den Fenstern und am Portal.
Das ehemalige Gotteshaus in Binswangen ist heute die älteste der im neumaurischen Stil aufgeführten Synagogen in Deutschland.
Niedergang und Zerstörung
Der Synagoge war ein sehr wechselvolles Schicksal beschieden. Am 9. November 1938, der Pogromnacht, wurde gegen 10.30 Uhr das Innere von SA-Leuten geschändet und vollständig zerstört. Der geringe Abstand zur anreinenden, dichten Bebauung war ursächlich, dass die Synagoge in der Pogrom-Nacht 1938 nicht in Flammen aufging.
Während des Krieges diente die Synagoge zuerst als Lagerhaus für Getreide, später als Heereslager. Nach dem Krieg war sie Kohlenlager, Werkstätte für einen Handwerksbetrieb und letztlich Lager für einen Baustoffhandel. 1960 wurden die als „überflüssig“ erachteten Treppengiebel abgetragen und später verschwand auch die Empore aus dem Innenraum.
Restaurierung und Renovierung
Dem Wachsen des Denkmalschutzgedankens ist es zuzuschreiben, dass der Landkreis Dillingen a.d.Donau das Gotteshaus, das mittlerweile zur Konkursmasse einer Firma gehörte, im Januar 1987 ersteigerte.
Nach über dreijährigen Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten, deren Kosten in Höhe von ca. 3 Millionen DM sich der Bund, der Freistaat Bayern, der Bezirk Schwaben, der Landkreis Dillingen a.d.Donau, die Deutsche Siftung Denkmalschutz, die Stadt Wertingen, die Gemeinde Binswangen und der Förderkreis der Synagoge teilten, verfügt Binswangen seit 20. Oktober 1996 wieder über ein Wahrzeichen, das untrennbar mit der Geschichte der Gemeinde verknüpft ist.